Dort, wo heute täglich hunderte von Autos, Busse und Lastwagen vorbeifahren, spielten die Dorfkinder auf dem naturbelassenen Untergrund beim Bogen bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts das beliebte „Chugele letscht“ mit Murmeln. Zudem gab es rund um den Dorfplatz gleich mehrere Einkaufsmöglichkeiten.
Der erste Laden befand sich neben dem Rössli an der Herrengasse. Hier verkaufte Frau Grossmann Lebensmittel. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite war der Coiffeur Linggi, später Iten, untergebracht. Dieses Haus nennen die Steiner Wolkenkratzer. Um die Jahrhundertwende stand hier ein kleines Haus, welches dann um mehrere Etagen aufgestockt wurde. Gesicherte Informationen über den Wolkenkratzer weiss niemand, aber es gibt eine lustige Geschichte: Im Haus Welti (heute Alfons Bürgler) wohnten zwei alte Jungfern, mit denen sich der Besitzer des Hauses an der Ecke immer wieder stritt. Um die beiden zu ärgern, beschloss er, sein Haus höher zu bauen als jenes der beiden Frauen. Er kaufte alles Abbruchholz in der Umgebung und baute immer höher, bis das heutige „Hochhaus“ fertig war. (Sollte die Geschichte nicht wahr sein, ist sie wenigstens gut erfunden.)
Im Haus der Galerie von Alfons Bürgler war ein weiteres Lebensmittelgeschäft, geführt von der Familie Welti. Angrenzend, wo viele Jahre lang Fahrschüler der Fahrschule Styger Theorie lernten und wo später das erste Geschäft von „Blumenzauber“ zuhause war, lagerte man früher Kartoffeln und Wein. Einen Hinweis auf den Eisenwarenhandel Schorno gibt immer noch die grosse Eingangstreppe vis-à-vis der Kirchentreppe. Beim Restaurant Hirschen wurde in einem damaligen Nebenbau geschlachtet und das Fleisch im Parterre des jetzigen Restaurants verkauft. Auch gegenüber dem Beinhaus, im Geschäft von Frau Stauss, verkaufte man Lebensmittel. Im heutigen Blumengeschäft waren die Bäckerei Etter untergebracht, später Waldisbühl, Hänggi und Inderbitzin. Hinter dem jetzigen Blumengeschäft, am Bach, wurden Bürstenteile hergestellt, anschliessend dann von Rubli Gegenstände aus Bakelit. Übernommen wurde die Produktion später von Spichtig, heute die Firma Styro im Frauholz. Anschliessend an die Bäckerei wurde von Holdener Limonade produziert. Im heutigen „Time out“ gab es früher ebenfalls einen Lebensmittelladen, später das Metzgereigeschäft Schnellmann und im ersten Stock lud das Restaurant Krone zur Einkehr ein. Im Haus der Bäckerei Büeler, das aus dem Jahr 1740 stammt, wurden wohl ursprünglich Gäste untergebracht, was die breiten Gänge und die Zimmereinteilung vermuten lassen. Betrieben wurde die Bäckerei von den Familien Schuler, Schlaufer, Hungerbühler, Bulgheroni und Schulze.
Text: Urs Affolter
Lektorat: Hansjörg und Albert Koller, Rosmarie und Willy Bulgheroni, Franz Fries
Gesprochen von Erich Ettlin