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Die Pfarrkirche

Dem hl. Jakob gewidmet

Die Pfarrkirche Steinen ist dem hl. Jakob gewidmet und zählt zu den ältesten Kirchen im Kanton Schwyz. Sie ist eine der drei Stammkirchen des alten Landes Schwyz, zu dem Arth, Schwyz, Steinen und Muotathal gehörten.

Die Pfarrei Steinen umfasste damals das weite Tal der Steineraa bis zur Alten Matt, also Steinerberg, Sattel und Rothenthurm.

Eine Kirche wird erstmals im Jahr 1124, wohl als Stiftung der Grafen Rudolf und Arnold von Lenzburg, urkundlich erwähnt. Eine kleine Kapelle dürfte jedoch schon im 10. oder 11. Jahrhundert bestanden haben. Spärliche Fundamentreste, welche auf den älteren Bau hindeuten, konnten bei der letzten archäologischen Untersuchung unter dem heutigen Langhaus freigelegt werden. Fast vollständig haben sich die Fundamente der Kirche aus dem Jahr 1124 erhalten. Es handelt sich dabei um eine bescheidene längsrechteckige romanische Anlage im geraden eingezogenen Chorhaus und mit seitlichem Turm.

Als Besonderheit besass die Kirche wohl eine Aussenkrypta, zu der ein langer schmaler Gang auf der Südseite ausserhalb des romanischen Altarhauses hinführte.

Vom romanischen Bau blieb nur mehr der Turm bis auf die Höhe des Glockengeschosses erhalten, wobei die romanische Schallöffnung (unterhalb der heutigen Glockenstube) mit kleinen Säulen und Würfelkapitell neuerdings teilweise freigelegt worden ist. Das gut erhaltene romanische Kapitell zeigt eine glatte Schilde, deren Halbkreislinien durch herabgezogene Ecknasen verringert werden.

Raumknappheit und Baufälligkeit machten bereits im Jahre 1318 einen Kirchenneubau notwendig. Der Turm wurde vom Vorgängerbau übernommen, Schiff und Chor wurden vollständig neu und grösser gebaut. Die Masse waren so grosszügig, dass das Kirchenschiff seither unverändert gelassen werden konnte und bis heute seinen Dienst tut.

1318, am 27. Juli, wurde die neue gotische Kirche eingeweiht. Erst später wurde der heilige Jakobus, einer der zwölf Apostel, als Hauptpatron verehrt.

Dorf Steinen im Kanton Schwyz 1953

Im Jahr 1540 wurde dann unter der Leitung des späteren Landammanns Jakob Anderrüti der Chor vergrössert, die Sakristei südlich angebaut und der Turm aufgestockt. In den folgenden Jahrhunderten ist der ursprüngliche bauliche Zustand noch mehrere Male verändert worden. 1667 erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl. Damals müssen auch die hölzernen Stützen des dreischiffigen Innenraums entfernt worden sein. 1673 wurde die Holzdecke des Chores durch ein steinernes Gewölbe ersetzt, und um 1740 erhielt der Turm die barocke Haube.In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche barockisiert. Abgesehen von Veränderungen bei verschiedenen Renovationen im Inneren blieb sie in ihren Ausmassen gleich. Die Pfarrkirche steht seit 1896 unter dem Schutz der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Pfarrkirche

Das Innere der Kirche

Kümmerniskreuz

Anlässlich der letzten Innenrestaurierung wurde das vorher in der oberen Sakristei platzierte Kümmerniskreuz an Stelle des Deschwandenbildes in den Hochaltar eingesetzt. Diese Situation vermochte nie ganz zu befriedigen. Durch einen glücklichen Zufall fand sich das ehemalige Hochaltarbild wieder. Nach dem ersten Entstauben zeigt sich ein gutes Werk, vermutlich aus der Brandenbergwerkstatt in Zug.

 

Nun befindet sich das Kümmerniskreuz im Chorbogen. Eine seltene Darstellung der gekreuzigten hl. Wilgefortis, ein hölzernes Kümmernisbild. Dargestellt ist der mit einer Tunika bekleidete Gekreuzigte als König und Triumphator, eine Kreuzigungsdarstellung wie sie in der romanischen Zeit üblich war.

 

Der kraftvolle Hochaltar hat eindeutig barocken Charakter. Das Altarbild zeigt die Maria Krönung mit Jesus, Gottvater, der hl. Anna, Jakobus, Meinrad und Bruder Klaus. Es dürfte zwischen 1680 und 1720 entstanden sein und war ein Werk des Zuger Malers Johannes Brandenberg.

Vor den beiden Säulenpaaren stehen die lebensgrossen weissen Figuren Jakobus Mayor (links) und Johannes der Täufer (Rechts). Es sind Werke des Schwyzer Bildhauers Anton Janser. Oben im Gibel sind zwei Putten (Engel).

Der originelle Tabernakel entstand 1679 und zeigt die Form eines achteckigen RenaissanceTempelchens. Er ist ausklappbar mit vergoldeten Schnitzereien und im Innern mit reizvollen Landschaftsbildern des Rapperswiler Malers Johann Jakob Bernodet ausgemalt.

Im verglasten Schrein unter dem Altar liegt in barocker Kriegermontur der 1677 von Rom nach Steinen transferierte Katakomben Heilige Bonifazius.

 

Das Chorgestühl um 1675 weist frühbarocken Charakter auf mit Konsolen, Muscheln und Ornamentbändern. Auffallend sind die Groteken (Tier- & Pflanzenverzierungen) an den Stuhlwangen.

Kirchenorgel

Das Hauptgehäuse der Steiner Orgel stammt aus 1664. Das Rückpositiv wurde 1965 dazu gebaut.

Fledermäuse

Im Dachstock des Kirchenschiffs haust die bedrohte Fledermausart «Grosse Mausohr».  Sie ist die grösste Mausohrkolonie im Kanton Schwyz und ist von nationaler Priorität.

Fledermausart Grosse Mausohr
Die Pfarrkirche Steinen Innenansicht

In dieser sogenannten Wochenstube bringen jedes Jahr rund 150 Weibchen ihre Jungen zur Welt und ziehen dort während des Sommers auf.

 

Im Dachstock hängen die Fledermäuse kopfüber an der Holzverkleidung des Kirchendaches, indem sie sich mit den Krallen dort festhaken.

 

In Sommernächten, beim Eindunkeln, kann man beim kleinen Fenster an der Nordseite des Turmes beobachten, wie die Fledermäuse ihre Behausung verlassen und sich auf nächtlichen Insektenfang begeben. Dazu fliegen sie vom Estrich des Schiffes in den Turm und im Turminnern mehrere Stockwerke hinauf unter die Glockenstube. Dieser komplizierte Weg durch den Kirchturm ins Freie wird benutzt, obwohl es einfachere Wege gäbe.

 

Bei einer Kirchenrenovation von 2001 bis 2003 nahmen Kirchgemeinde und Bauleitung vorbildhaft Rücksicht auf die Steiner Mausohren.

 

Die Grossen Mausohren ernähren sich von verschiedenen Insekten, die sie in Wäldern und an Waldrändern knapp über dem Boden fliegend erbeuten. 2021 konnten mit Hilfe von winzigen Minisendern die Jagdgebiete dieser Fledermäuse erforscht werden. Die 20 bis 40 Gramm schweren Tiere mit einer Flügelspannweite von ca. 40 Zentimetern fliegen dabei jede Nacht bis in die Wälder oberhalb von Lauerz, am Urmiberg oder unterhalb der Mythen.

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