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Rossbergstrasse 1 | Pfarrhaus

Eine der wertvollsten Holzbauten des Kantons Schwyz

Das Steiner Pfarrhaus liegt an der Rossbergstrasse an erster Stelle und ist ein wichtiger Bestandteil der Bautengruppe im Dorfkern. Es zählt heute zu den schönsten und wertvollsten Holzbauten unseres Kantons.

Erbaut wurde das Pfarrhaus 1653 als harmonisch gegliederter Blockbau mit beidseitigen Lauben und mit hohem Ziegeldach. Der Treppenanbau ist jüngeren Datums.

1985/86 wurde das Pfarrhaus einer Restaurierung unterzogen. Dank Zeichnungen und Planaufnahmen aus dem frühen 19. Jahrhundert (Foto «Pfarrhaus nach Gladbach») konnten die alte Fenstereinteilung und die dekorativen Ziehladenverkleidung wieder rekonstruiert werden. Auf den Treppenhausanbau, der zu Zeiten Gladbachs (Zeichner) noch fehlte, wurde nicht verzichtet, da dadurch das Innere vollständig hätte verändert werden müssen. Die Bauuntersuchung bestätigte die Richtigkeit der Gladbach’schen Zeichnung.

Steiner Pfarrhaus nach Gladbach

Glanzpunkte im Innern sind Türen und Buffet in der Pfarrstube. Sie zeigen gut erhaltene Malereien im Stile des frühen 17. Jahrhunderts. Diese ornamentale, barocke Schablonenbemalung ist eindeutig als Ersatz für wohl zu kostspielige Intarsien zu deuten. Das auf die Füllung der Türen gemalte Wappen kann leider nicht endgültig gedeutet werden. Vielleicht handelt es sich dabei um eine Variante des Loserwappens. Beim Buffet konnte anhand der Bemalung eindeutig festgestellt werden, dass es heute im Pfarrhaus als Zweitverwendung eingesetzt ist. Ursprünglich muss dieses nicht in einer Ecke, sondern in seiner ganzen Länge gestanden haben.

Türen

Die eichenen Türpfosten weisen reiche Flachschnitzereien auf. Auf den Flächen der Pfosten wird das Ganze einem ländlichen Kunsthandwerker damals zugängliche Formenrepertoire der Spätrenaissancedekoration entfaltet. Die beiden Türrahmen sind verschieden behandelt worden. An dem eine ist das dekorativ verwendete Datum 1653 zu erkennen. 

 

Jetzt im Jahr 2023 bewohnt Pfarrer Rudolf Nussbaumer als offiziell 57. Pfarrer das Pfarrhaus. Das Pfarrhaus bewohnten einige Persönlichkeiten, unter anderem Pfarrer Schittenhelm. 1939 bis 1967 amtete er als Pfarrer in Steinen. Als er wieder einmal auf Schulbesuch war und zum Schulhaus kam, rannte ihn ein grosser Sechtsklässler-Lümmel fast über den Haufen. Hinterher hastete mit fliegendem Kopftuch und einem Stecken in der Hand eine Lehrschwester. Wie sie den gefürchteten Pfarrer sah, erstarrte sie. Er fragte, was denn los sei? Die Schwester durfte das betreffende Wort fast nicht in den Mund nehmen, hauchte aber schlussendlich doch errötend: Der Käreli habe gesagt, sie solle ihm «is Füdli blase»! Albin Schittenhelm Antwort: « Ja, und jetzt pressiert das so?»

Er selbst war auch nicht grad der Langsamste. Auf jeden Fall hat man es in Steinen seither nie mehr erlebt, dass ein Sonntags-Jugendgottesdienst, Kurzpredigt inbegriffen, in zwanzig Minuten vorbei war. Bei ihm war es die Regel.


Pfarrer Schittenhelm war einmal am Nachmittag bei einer älteren «Jumpfer» an der Räbengasse zu Besuch. Bei solchen Gelegenheiten war auch in Steinen die Erbauung der Seele gerne mit Stärkung des Leibes verbunden. Also stellte z’Ratsherrä Rousli dem Hochwürdigen Herrn als grosse Spezialität einen «Biemst-Kuchen» auf. Biemst ist die erste Milch einer Kuh nach dem Kalbern, und ihr Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Wie der Herr Pfarrer gottergeben ein grosses Stück mit Anstand hinuntergewürgt hat, schöpft ihm z’Rousli schnell ein zweites: «Nänd au, ässid au Herr Pfarr, susch müämmers nu a de Suu gää, äs isstä ja susch niämmer.»

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