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Räbengasse 1 | Hofmattli

Typisches Schwyzer «Tätschdachhaus»

Das Haus Räbengasse 1, genannt Hofmattli, ist ursprünglich als typisches Schwyzer «Tätschdachhaus» 1341 mit einem Mass von 9.5 auf 9.4 Meter gebaut worden. Zirka 100 Jahre später wurde das Hofmattli gegen Osten um 5.5 Meter erweitert und die Innenwände mit Rankenmalereien dekoriert.

Der Grundrissplan der Bauuntersuchung zeigt rot den ursprünglichen Bau von 1341 und grün die Erweiterungen nach Osten. Der Bau ist zweigeschossig, mit schwach geneigtem Dach und zwei Lauben auf den Trauffassadenseiten.

Vermutlich im 17. Jh. wird der Sockel erhöht und an der Nordfassade wird ein Zugang angebaut. Der Zugang wird mit einer geschwungenen Sandsteinsäule aus der alten Glockenstube der Pfarrkirche St. Jakob abgestützt.

1845 wurden beim Sodbrunnen eine Bronzenadel und ein Bronzedolch gefunden. Diese sind im Landesmuseum in Zürich zu besichtigen. 1937 wurde das Hofmattli umgebaut. Das Dach wurde erhöht und damit steiler. Zudem wurde ein Innenausbau gemacht. Damit wurde es zum 3-Familienhaus, mit Angestellten-Zimmer im Dachgeschoss (für Knechte, Mägde und Arztgehilfinnen). Als Erinnerung an dem Umbau fand sich auf einer Schrankrückwand folgender Text:

«Umbaute vom 10. März, 1937 bis 1. Sep. 1937

Bauherr
Herr David Beffa

Viehhändler Steinen.

 

Maurerarbeiten: Gebr. Brusa, Steinen

Zimmerarbeiten: Gebr. Marty, Steinen

Treppenarbeiten: Ant. Geiser[sic!], Steinen

Schreinerarbeiten: Schuler Karl, mech. Schreinerei Steinen

Geisser Ant., mech. Zimmerei u. Schreinerei Steinen

Innenausbau: Schü[r]mann Josef, Schreiner Steinen

Marty Albert, Zimmermann bei Geisser
Schürmann Gottfried, Zimmermann bei Geisser

Malerarbeiten Schorno Ant. Malermeister Steinen

Schürmann Alfred, Maler Steinen

Böden Büeler Albin, Bodenleger Steinen

Heizung Gebr. Ulrich Küssnacht a/R.

sanit. Anlagen Jos. Marty-von Euw, Goldau

Spenglerarbeiten Alois Holdener, Steinen

Verandenarbeiten:  Alois Waldvogel Steinen

Elekt. Arbeiten E. W. Schwyz Karl Ehrler»

Ausgestelltes Vieh beim Hofmattli
Alte Ansicht vom Hofmattli

Der grosse Föhnsturm von 1983 hat das halbe Dach abgedeckt. Das war dann der Anlass, den Dachstock auszubauen und eine Aussenrestaurierung vorzunehmen.

Im Anbau des Hofmattli, im «Bühli», war der erste Arbeitsort der späteren Möbelfabrik Horst, der Artanova. Hier haben die Arbeiter Körbe gefertigt und Flechtarbeiten an Stühlen ausgeführt.

Das Hofmattli ist auch als Arzthaus bekannt. Vor 1949 praktizierte hier Dr. Müller, 1949 kam Dr. Beat Borer als Allgemeinpraktiker nach Steinen. Neben seiner Arbeit als Dorfarzt hat er intensiv am Dorfleben teilgenommen und war unter anderem auch Mitgründer von «Tourismus Steinen». Politisch brachte er es bis zum Kantonsratspräsidenten.

 

Lange war das Hofmattli im Eigentum der Familie Beffa. Mein Ururgrossvater, Antonio Beffa, kam 1878 von Madrano/Airolo mit seiner Frau und sieben Kinder nach Steinen. Daniele hat 1884 Rosa Schuler von der Obermühle geheiratet. Sie hatten acht Kinder.

Mein Grossonkel, David Beffa-Durrer, kaufte das Hofmattli. Im Film sieht man ihn mit meiner Mutter Liseli Beffa-Grossmann bei der Gartenarbeit, ein wunderbarer Gemüsegarten auf der Nordseite des Hofmattli. Dieser war nicht nur für die Selbstversorgung, sondern ergab auch noch einen kleinen Nebenverdienst mit dem Verkauf von Gemüse.

Die Familie Beffa – die Gebrüder Beffa – waren Viehhändler. Vor allem verkauften sie Rinder nach Italien, aber auch nach Frankreich, Algerien und Südamerika.

Sicher haben sich schon einige gefragt, warum beim Bahnhof in Steinen, Eisenringe an der Mauer angebracht sind. Dort wurden in früheren Jahren die Tiere angebunden, bevor sie mit der Eisenbahn nach Italien transportiert wurden. Der eine oder andere kann sich vielleicht noch erinnern, dass er das Vieh nach Italien als Knecht begleiten durfte und ist so wenigstens einmal im Leben ins Ausland gekommen.

Die «Fratelli Beffa» haben alljährlich in Italien ihr Vieh präsentiert und einige Auszeichnungen dafür bekommen. Das Highlight war jeweils die Lieferung eines Stieres für den Papst. Er hat jeweils persönlich in Castel Gandolfo den neuen Stier und die Steiner Viehhändler begrüsst.

2022 wurde das «Hofmattli» renoviert. Im Hochparterre und im Mittelgeschoss sind zwei grosszügige 5½-Zimmer-Wohnungen eingerichtet. Im Dachgeschoss ist eine 7½-Zimmer-Wohnung mit Nussbaum-Eiche Parkett, Nussbaum Decke und einem Kachelofen im Wohnzimmer.

Räbengasse 1 | Hofmattli

Bekannte Eigentümer

Heutige Ansicht des Hauses an der Räbengasse 1
  • Erster dokumentierter Eigentümer: Martin Rickenbacher, Senn im Dorf, ererbt

  • 25. Mai 1891: Alt-Kantonsrat Franz Blaser, Steinen, zufolge Kauf

  • 11. August 1897: Alt-Bezirksammann Franz Blaser und Ferdinand Blaser, Steinen, zufolge Kauf

  • 6. Oktober 1899: Alt-Bezirksammann Franz Blaser, zufolge Liegenschaftsabtretung

  • 13. August 1917: Albert Weber-Schindler, Kaufmann in Schwyz, zufolge Kauf

  • 12. November 1927: Clemens Seeholzer, Käsehandlung Küssnacht am Rigi, zufolge Kauf

  • 6. April 1932: David Beffa, Steinen, zufolge Kauf

  • 25. August 1969: Abparzellierung von rund 6000 m2 an GB 775 (heute Schwyzerstrasse 8 +10)

  • 16. Dezember 1975: Frieda Pin-Beffa (Erbteilung)

  • 27. Juli 1976: Daniel Beffa-Grossmann, zufolge Kauf

  • 10. Juli 1989: Monica Messerli-Beffa (Erbteilung)

  • 24. August 1989: Monica und Hans Messerli (Ehevertrag)

  • 16. November 2009: G&A Immobilien AG, Altdorf

  • 08. Juni 2021: Trütsch Immobilien AG, Schwyz
     

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